Hypersomnie ist eine Erkrankung gekennzeichnet durch extreme Müdigkeit und Schläfrigkeit bis hin zu Schlafattacken während des Tages, obwohl ausreichend geschlafen wurde. [1] Sie wird oft auch als Schlafsucht bezeichnet. In diesem Artikel gehen wir auf Arten, Folgen und Ursachen von Hypersomnie ein und behandeln einige der häufigsten Fragen.

Bei Hypersomnie wird zwischen verschiedenen Typen unterschieden:

Nach der International Classification of Sleep Disorders werden verschiedene Störungen der Hypersomnie unterschieden [2]:

  • Narkolepsie Typ 1: ist eine chronische neurologische Störung mit Schlaflähmung, Halluzinationen und Hypersomnie sind typische Symptome dieser Erkrankung.
  • Narkolepsie Typ 2: zeigt viele gleichen Symptome, wie die Narkolepsie Typ 1 unter anderem eben auch Hypersomnie.
  • Idiopathische Hypersomnie: beinhaltet eine vermehrte Schläfrigkeit ohne assoziierte Symptome. [3] Das bedeutet, es liegen keine Symptome wie bei der Narkolepsie vor (Schlaflähmung, Halluzinationen etc.).
  • Kleine-Levin-Syndrom: ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Episoden von Hypersomnie. Weitere Symptome sind Hyperphagie (übermäßiger Appetit oder Hungergefühl), sexuelle Enthemmtheit und kognitive sowie psychische Störungen. [4] [5]
  • Schlafmangelsyndrom: ist eine Form der Hypersomnie, die verhaltensabhängig ist. Das bedeutet, die betroffene Person schränkt ihren Schlaf bewusst selbst ein durch Arbeit , Videospiele oder Fernsehen. Daraus resultiert ein Schlafdefizit und Hypersomnie.

Zusätzlich unterscheidet das ICD-10 noch zwischen organischer und nichtorganischer Hypersomnie. [6]

Ursachen von Hypersomnie

Erkrankungen

Eine Hypersomnie kann durch körperliche Erkrankungen entstehen. Hierzu zählen unter anderem:

  • Tumorerkrankungen wie solide Tumore oder Leukämie
  • Infektionskrankheiten wie AIDS, Borreliose oder Grippe [7] [8]
  • Neurologische Erkrankungen wie multiple Sklerose oder Parkinson
  • Endokrinologische Erkrankungen wie Nebenniereninsuffizienz
  • Internistische Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Leberzirrhose oder Rheuma [9] [10]
  • Schlaganfälle [11]
  • Störungen im Neurotransmittersystem des Gehirns [12]
  • Eine Dysfunktion der Amygdala (Ein Teil unseres Gehirns) [13] [14]

Medikamenteneinnahme

Es gibt eine Reihe Medikamente, die eine Hypersomnie auslösen können. Vor allem sedierende Medikamente, aber auch Narkotika und Alkohol können Hypersomnie auslösen. [9] Medikamente, die eine Hypersomnie auslösen können, sind z.B.:

  • Neuroleptika wie Melperon oder Pipamperon
  • Hypnotika wie Benzodiazepine
  • dämpfende Antidepressiva wie Doxepin
  • Antiparkinson-Medikamente wie L-Dopa
  • H1-Antihistaminika
  • Antihypertensiva [10]

Schlafstörungen, Schlafhygiene & psychische Störungen

Auch andere Schlafstörungen können die Symptomatik der Hypersomnie auslösen oder begünstigen. Hierzu zählen Schlaf-Apnoe oder auch das Pickwick-Syndrom. Ebenso trägt ein grundsätzliches Schlafdefizit wie durch Nacht- oder Schichtarbeit dazu bei, dass Tagesschläfrigkeit auftreten kann.

Unter anderem Depressionen, bipolare Störungen, Schizophrenie und saisonal affektive Störung (auch als Winterdepression bekannt) können eine Hypersomnie verursachen.

Folgen von Hypersomnie

Hypersomnie kann für Betroffene verschiedene Auswirkungen haben. Folgend werden einige häufige Auswirkungen näher erläutert und für dich zusammengefasst:

  • Psychische Auswirkungen: Zu den psychischen Auswirkungen, die Betroffene berichten zählen unter anderem Angst, Unruhe, Konzentrations- sowie Gedächtnisprobleme, aber auch Reizbarkeit. Ebenso können Halluzinationen auftreten. [15]
  • Körperliche Auswirkungen: Betroffene leiden oft unter Appetitlosigkeit sowie Kopfschmerzen über den Tag hinweg. Aufgrund der extremen Müdigkeit beschreiben viele auch von verminderter Energie und einer morgendlichen Schlaftrunkenheit d.h. das aufwachen fällt enorm schwer. [15]
  • Alltagseinschränkungen: Durch die Hypersomnie kann es zu übermäßiger Tagesschläfrigkeit kommen, die zu alltäglichen Einschränkungen im sozialen und auch im schulischen oder Arbeitskontext zu Problemen und Schwierigkeiten führen kann. Zum Beispiel können Betroffene während unangebrachten Situationen einschlafen (in Gesprächen, auf der Arbeit etc.). Zu beobachten ist außerdem eine verlangsamte Sprache und Denken, was Betroffene und Angehörige belasten kann. [9]
  • Fahrtauglichkeit: Bei einer stark ausgeprägten Tagesschläfrigkeit kann die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt sein. Es ist hier eine individuelle Begutachtung von offiziellen Stellen notwendig, um zum Beispiel Unfälle aufgrund von Sekundenschlaf zu vermeiden. [16]

FAQ – Häufige Fragen und Antworten

Welche Symptome treten bei Hypersomnie auf?

Zentral sind die Tagesschläfrigkeit und das Einschlafen in monotonen Situationen. Auch Sekundenschlaf kann eintreten. Betroffene berichten außerdem oft von fehlender Energie, Unruhe, Konzentrationsprobleme, Ängsten und vielen weiteren Schwierigkeiten.

Was ist Hypersomnie?

Die Hypersomnie ist eine Schlafstörung. Zentral ist die exzessive Tagesschläfrigkeit.

Ist Hypersomnie gefährlich?

Die Hypersomnie kann gefährlich werden, wenn aufgrund der anhaltenden Müdigkeit und Schläfrigkeit ein Sekundenschlaf oder eine verminderte Reaktionsfähigkeit auftritt. So kann es zu schweren Unfällen kommen.

Quellenangaben

  1. „Hypersomnia“. PubMed, 1. Februar 2018, pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30228690. ncbi.nlm.gov
  2. American Academy of Sleep Medicine (AASM) (2014). Diagnostic and coding manual, 3. Aufl. International classification of sleep disorders. American Academy of Sleep Medicine, Westchester, Illinois. doi.org
  3. Young, P. & Mayer, G. Idopathische Hypersomnie. Enzyklopädie der Schlafmedizin. https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/enzyklopaedie-der-schlafmedizin/idiopathische-hypersomnie?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54672-3_91 springermedizin.de
  4. Young, p. & Mayer, G. Kleine-Levin-Syndrom. Enzyklopädie der Schlafmedizin. https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/enzyklopaedie-der-schlafmedizin/kleine-levin-syndrom?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54672-3_176 springermedizin.de
  5. „Kleine-Levin Syndrome“. National Institute Of Neurological Disorders And Stroke, www.ninds.nih.gov/Disorders/All-Disorders/Kleine-Levin-Syndrome-Information-Page. ninds.nih.gov
  6. ICD-10-GM-2024: F51.- Nichtorganische Schlafstörungen – icd-code.de. www.icd-code.de/icd/code/F51.-.html. icd-code.de
  7. ontana, Adriano, u. a. „Narcolepsy: autoimmunity, effector T cell activation due to infection, or T cell independent, major histocompatibility complex class II induced neuronal loss?“ Brain, Bd. 133, Nr. 5, April 2010, S. 1300–11. https://doi.org/10.1093/brain/awq086. doi.org
  8. Han, Fang, u. a. „Narcolepsy onset is seasonal and increased following the 2009 H1N1 pandemic in china“. Annals Of Neurology, Bd. 70, Nr. 3, August 2011, S. 410–17. https://doi.org/10.1002/ana.22587. doi.org
  9. „Glossary of Neurological Terms“. National Institute Of Neurological Disorders And Stroke, www.ninds.nih.gov/health-information/disorders/glossary-neurological-terms#hypersomnia. ninds.nig.gov
  10. Specht, M., B. & Schulz, R. Hypersomnie und Insomnie. Landesärzte Kammer Hessen. https://www.laekh.de/fileadmin/user_upload/Heftarchiv/Einzelartikel/2020/10_2020/Hypersomnie_und_Insomnie.pdf laekh.de
  11. Flach, Michael und Andreas Steinbrecher. „Poststroke-Hypersomnie — ein Update“. DNP. der Neurologe & Psychiater, Bd. 18, Nr. S1, September 2017, S. 27–31. https://doi.org/10.1007/s15202-017-1786-4. doi.org
  12. Bassetti, Claudio L., u. a. „Cerebrospinal fluid histamine levels are decreased in patients with narcolepsy and excessive daytime sleepiness of other origin“. Journal Of Sleep Research, Bd. 19, Nr. 4, September 2010, S. 620–23. https://doi.org/10.1111/j.1365-2869.2010.00819.x. doi.org
  13. Khatami, Ramin, u. a. „Amygdala dysfunction in narcolepsy‐cataplexy“. Journal Of Sleep Research, Bd. 16, Nr. 2, Mai 2007, S. 226–29. https://doi.org/10.1111/j.1365-2869.2007.00587.x. doi.org
  14. Ponz, Aurélie, u. a. „Abnormal activity in reward brain circuits in human narcolepsy with cataplexy“. Annals Of Neurology, Bd. 67, Nr. 2, Februar 2010, S. 190–200. https://doi.org/10.1002/ana.21825. doi.org
  15. —. „Hypersomnia“. Cleveland Clinic, my.clevelandclinic.org/health/diseases/21591-hypersomnia. cleavlandclinic.org
  16. Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung, Stand: 31.12.2019. Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen Mensch und Sicherheit Heft M 115. Fachverlag NW in der Carl Ed. Schünemann KG, Bremen hbz.nrw.de
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